Treue Blogfolger, auf eine harte Probe habe ich Euch gestellt, kein Lesetipp mehr seit April. Der Sog zum Schreibprogramm war nicht stark genug, konnte sich nicht durchsetzen gegen die wilden Wellen des Lebens diesen Sommer. Allen voran das Erfahren von, Anfangen mit Schwelgen von, tatsächlich zugesagt bekommen und schließlich beziehen einer traumhaften SWM-Wohnung genau zwischen Bogenhausen und Haidhausen. Das war Glück. Und kam so plötzlich, dass die langfristige Urlaubsplanung fast schon zu viel wurde. Waren dann aber trotzdem super Wochen. Und Trambahnfahren im Schichtbetrieb musste ja auch noch hinein gepasst werden ins Leben ganz zu schweigen vom Weltgeschehen in Nizza, München und anderswo. Immerhin hat es zu einem Zeitungsartikel gereicht über die Wiesn, die jetzt auch schon abgefrühstückt ist also geht jetzt literarisch wieder was. Gelesen habe ich vieles, Hochgejubeltes, Seltsames, Berauschendes auch.
Weil aktuell ein guter Freund danach
fragt, erzähle ich Euch zunächst von einem, der von Kuba erzählt. Leonardo Padura hat in den letzten
Jahren einige Preise in seiner Heimat Kuba, Deutschland, Frankreich und Spanien
bekommen, dadurch ist er ins Feuilletonvisir geraten und gilt plötzlich als „bedeutendster
Autor Kubas.“ Besonders gelobt werden zur
Zeit immer wieder seine vier Kriminalromane, die das „Havannaquartett“ genannt
werden. Der Mittsechziger hat diese Krimis allerdings schon in den 90ern
geschrieben, also nix mit aktuellem Spiegel des kubanischen Lebens.
Der erste Roman der vier heißt „Ein
perfektes Leben“. Ein solches führt der Ermittlungsbeamte Teniente Mario Conde,
genannt „El Conde“ in Havanna sicher nicht. Schon allein sein gewaltiger
Alkoholkonsum, dort damals eher üblich, steht dem entgegen. Zwar versteht er
sich bestens mit seinem Kampffisch Rufino, der macht allerdings auch nichts
anderes als pausenlos Runden in seinem Glas zu drehen. Und wird jedes Mal nach
seinem Ableben von einem gleichen Exemplar in dem Glas ersetzt, das immer den
gleichen Namen erhält. Anspruchsvollere
Lebensabschnittsgefährten, so erfahren wir, hatte es in der Vergangenheit
gegeben: sein Vorbild, der Großvater, sein Hund Robin.
Der Fall, den er zu lösen hat führt ihn weiter in die Vergangenheit, die 70er Jahre, seine Schul- und Jugendzeit. Er kennt die Fallbeteiligten. Er erinnert sich gerne. Ein „Erinnerungsfetischist“, was wohl auch für den Autor gelten soll. Und so erfahren wir bunt pastellig geschilderte Lebenssituationen des karibischen Kommunismus des vergangenen Jahrhunderts. Das macht wirklich Spaß zu Lesen. Die Charaktere des Krimis vom Chef über die Kollegen zu den Zeugen und Nebenfiguren sind alle umfangreich mit einzigartigen, unmodischen, kantigen Eigenschaften ausgestattet, so liebevoll individuell geschildert, wie sie paradoxerweise nur in einem sozialistischen Leben sein können. Die dem nordeuropäischen Karibikbild (Bounty, Jack Sparrow, Bacardi..) komplett widersprechende, jedem Kenner aber vertraute Antillenmelancholie, umrahmt von dem ewigen lästigen Winternordwind in Havanna ist das Hintergrundbild, in dem die Grübeleien des Teniente gut gedeihen.
Die Story ist nicht mal so wichtig, letztlich eine Geschichte von Korruption und Macht, wie sie überall unabhängig von der gesellschaftlichen Organisation zu finden ist. Sie ist für den Autor erklärtermaßen nur der latinobunte Transportbus für sein Kubapanorama. Er malt es verträumt, resigniert und die kommunistischen Umstände bedauernd. Jedoch weder hetzerisch und feindselig noch ungerecht oder verbittert. Und – womöglich teils gegen seine Absicht – doch idyllisch und Sehnsucht erweckend.
Der Fall, den er zu lösen hat führt ihn weiter in die Vergangenheit, die 70er Jahre, seine Schul- und Jugendzeit. Er kennt die Fallbeteiligten. Er erinnert sich gerne. Ein „Erinnerungsfetischist“, was wohl auch für den Autor gelten soll. Und so erfahren wir bunt pastellig geschilderte Lebenssituationen des karibischen Kommunismus des vergangenen Jahrhunderts. Das macht wirklich Spaß zu Lesen. Die Charaktere des Krimis vom Chef über die Kollegen zu den Zeugen und Nebenfiguren sind alle umfangreich mit einzigartigen, unmodischen, kantigen Eigenschaften ausgestattet, so liebevoll individuell geschildert, wie sie paradoxerweise nur in einem sozialistischen Leben sein können. Die dem nordeuropäischen Karibikbild (Bounty, Jack Sparrow, Bacardi..) komplett widersprechende, jedem Kenner aber vertraute Antillenmelancholie, umrahmt von dem ewigen lästigen Winternordwind in Havanna ist das Hintergrundbild, in dem die Grübeleien des Teniente gut gedeihen.
Die Story ist nicht mal so wichtig, letztlich eine Geschichte von Korruption und Macht, wie sie überall unabhängig von der gesellschaftlichen Organisation zu finden ist. Sie ist für den Autor erklärtermaßen nur der latinobunte Transportbus für sein Kubapanorama. Er malt es verträumt, resigniert und die kommunistischen Umstände bedauernd. Jedoch weder hetzerisch und feindselig noch ungerecht oder verbittert. Und – womöglich teils gegen seine Absicht – doch idyllisch und Sehnsucht erweckend.
Ein schönes Unterhaltungsbuch für
alle, die Rum, Zigarren, Männerfreundschaft, starkschöne karibische Frauenfiguren
und windverwehtes, bountyfreies, echtes Karibikfeeling mögen.